Gewinnung von Fachkräften: Welcome Center vermittelt fünf Bewerber

Bis zu 12,8 Millionen Euro stellt Schwarz-Grün für ein Welcome Center bis 2028 bereit. 2024 vermittelte die Institution fünf Bewerber. Das sei reif für eine Satiresendung, sagt die SPD.

Das von der Landesregierung eröffnete Welcome Center hat 2024 nur fünf Bewerber an Unternehmen vermittelt. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der SPD hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. „Nachdem ganz Deutschland über das Debakel bei der Schleifähre gelacht hat, bietet jetzt wohl auch das Welcome Center Potenzial für eine Satire-Sendung“, sagte Oppositionsführerin Serpil Midyatli (SPD).

2024 gab es laut Arbeitsministerium 516 Beratungsanfragen, darunter 199 von Menschen aus dem Ausland. Neun Beschäftigte standen Rede und Antwort. Bis zur Vermittlung der fünf Bewerber waren meist vier oder fünf, in einem Fall jedoch mehr als zehn Beratungen notwendig. Die fünf Jobs fanden sich in der Gesundheitswirtschaft (drei) sowie einer Bäckerei und dem Bereich Maschinenbau/Produktion.

SPD spricht von Flop

„Für uns ist es aber einfach nur frustrierend mit anzusehen, wie die einst durch Schwarz-Grün groß beworbene und neu geschaffene Stelle floppt, während unsere Unternehmen händeringend nach Fachkräften suchen“, sagte Midyatli. „Das Team im Welcome-Center leistet mit Sicherheit viel, kann aber die strukturellen Fehler nicht ausgleichen.“ Notwendig sei eine dezentrale Lösung mit Anlaufstellen in den Regionen.

Der SPD-Wirtschaftspolitiker Kianusch Stender sprach von einer Nullnummer. „Die Bilanz der Landesregierung als Arbeitsvermittlerin ist angesichts der enormen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt inakzeptabel und beschämend.“ Arbeitsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) hatte zur Eröffnung erklärt, bis 2035 fehlten in Schleswig-Holstein 180.000 Fachkräfte. „Wenn die Anzahl in dem Tempo voranschreiten, bräuchte es sage und schreibe 3.600 Jahre, um diesen Bedarf über das Welcome Center zu decken“, sagte Stender. Später korrigierte die SPD die Angabe zur Zeitdauer auf 36.000 Jahre.

Staatssekretär: Center noch im Aufbau

Arbeitsstaatssekretär Tobias von der Heide (CDU) sagte, das Ergebnis sei nicht deprimierend. „Das liegt in der Natur der Sache. Das Welcome Center befindet sich im Aufbau.“ Zunächst sei es darum gegangen, für die Arbeit zu werben. „Fünf ist natürlich nicht ausreichend, das muss mehr werden.“ Es sei zusätzliches Personal eingeplant.

Das Welcome Center werde sukzessive Menschen, die sich aus dem Ausland melden, an Unternehmen vermitteln, sagte von der Heide. „Wenn sich jemand meldet, ist der nicht morgen in Deutschland und übermorgen dann mit einem Arbeitsvertrag am Arbeitsplatz, sondern auch das sind wochen-, manchmal auch monatelange Prozesse.“ Das Welcome Center werde seine Aktivitäten steigern, es sei aber keine Vermittlungsagentur. Es habe eine Lotsenfunktion.

2024 gab es laut Antwort der Landesregierung 228 Beratungsanfragen von Unternehmen. Die Vermittlung mache nur einen Teil der vielfältigen Aufgaben aus. Es seien zahlreiche Maßnahmen ergriffen worden, um die Sichtbarkeit Schleswig-Holsteins als Zuwanderungsland zu erhöhen. Bis 2028 stellt das Land früheren Angaben zufolge 12,8 Millionen Euro bereit.