Elektromobilität: Stiftung Warentest gibt E-Autos ein „sehr empfehlenswert“

Die Stiftung Warentest hat ein leicht verständliches Buch über E-Autos veröffentlicht. Es räumt mit vielen Vorurteilen auf, spricht aber auch mögliche Nachteile an.

Es gibt wohl nur wenige Dinge des Alltags, um die sich so viele Mythen ranken wie um Elektroautos. Die Meinungsspanne ist maximal weit: Die einen stufen Batterie-Pkw als Weltenretter ein, die anderen als einen phänomenalen Flop der Ingenieurskunst. Gut, dass es die „Stiftung Warentest“ gibt. Die hat die Nutzung von Elektroautos nun vollumfänglich unter die Lupe genommen und ein Buch dazu herausgebracht: „Umstieg aufs Elektroauto. Reichweite, Ausstattung, Kosten im Überblick.“ 

Stiftung Warentest räumt Vorurteile ab

Auf 255 Seiten bleibt fast keine Frage unbeantwortet. Alle Fakten lassen sich so kommod konsumieren wie die Filme bei der „Sendung mit der Maus“. Viele Schaubilder und Grafiken helfen dabei. Man erfährt, welche E-Techniken es gibt, worauf es beim Kauf ankommt, wie man den Stromer finanziert und versichert, wie man ihn daheim oder unterwegs lädt, wie man ihn effizient fährt. „Test“ setzt sich aber auch mit der Kritik auseinander, Batterie-Pkw seien nicht umweltfreundlich, und räumt dabei eine Menge alter Vorurteile ab. 

FS Tesla Alternativen 19.34

Man merkt schnell, dass die Tester das E-Auto längst als mindestens gleichwertigen Ersatz für einen Verbrenner einstufen. Denn das Buch beginnt mit Argumenten, warum man sich ein Elektroauto zulegen sollte: wegen der Umweltfreundlichkeit (gerade bei Kurzstrecken), der geringeren Betriebskosten (steuerfrei bis 2030), der einfachen Handhabung (kein Öl- oder Zahnriemenwechsel, freies Parken), des Komforts (Automatik, Vorklimatisierung bei Hitze und Kälte). 

E-Autos brennen viel seltener als Verbrenner

Man spürt auch: Die Tester wollen potenziellen Kunden die Furcht vor der (gar nicht mehr so) neuen Antriebstechnik nehmen. So geht es auch um die Mär, ein E-Auto gerate sehr schnell in Brand: „Bei Verbrennerfahrzeugen ereignen sich in Deutschland etwa 15.000 Brände pro Jahr, also etwa 41 Fälle pro Tag.“ Die Brandgefahr bei Stromern sei – je nach Erhebung – zehn- bis 60-mal geringer.

Bei der ökologischen Bewertung erinnern die Tester daran, dass kein Auto wirklich umweltfreundlich sei. Aber das Elektrofahrzeug sei unter allen das umweltfreundlichste. Ein Stromer stoße über seine Lebenszeit durchschnittlich 93 Gramm CO2 aus, ein Diesel 228 Gramm, ein Benziner, 261 Gramm. 

Stromer sind auch für Mieter geeignet

Sehr informativ ist auch das Kapitel „Passen E-Auto und Wohnung zusammen?“ Oft heißt es ja, die Technik sei nur etwas für Eigenheimbesitzer mit eigener Wallbox. Die Warentester setzen ein Tages-Szenario dagegen, mit dem auch Mieter mit einem einfachen Ladeplan problemlos durch die Woche kommen: „Man kann das Laden von Elektrofahrzeugen wie einen Tankvorgang behandeln.“ Sie räumen aber auch ein, dass es nicht durchweg leicht ist, etwa wenn eine Ladesäule streikt: „Das kann gelegentlich an die Grenzen der Komfortzone führen, und nicht jeder Ladevorgang ist gleich erfreulich, ebenso wie Tankstellenbesuche bis Wahl unangenehme Erlebnisse sein können, die man gerne hinter sich lässt. Auf jeden Fall gibt es Lerneffekte, durch die man die eigene Mobilitätsbedürfnisse besser kennen lernt.“

Test Ford Explorer.  15.00

Für die private Kalkulation der Anschaffung liefert das Buch realistische Kilometerkosten sowie eine Wertverlusttabelle. Die ist ziemlich ernüchternd, egal für welche Antriebsart. So ist ein Pkw, der heute 45.000 Euro kostet, nach fünf Jahren nur noch 14.700 Euro wert. Er hat dann also rund zwei Drittel seines Kaufpreises eingebüßt – 510 Euro im Monat. Diese Erkenntnis kann „leasen statt kaufen“ sehr attraktiv machen. Große Unterschiede gibt bei den Versicherungen, das Buch liefert einen Versicherungsvergleich mit.

Höchste Effizienz mit Photovoltaik und Wallbox

Weiten Raum nimmt das Kapitel „Einbindung in die Haustechnik“ ein. Dort wird sehr detailliert erklärt, wie man etwa seine Photovoltaikanlage mit der Wallbox und der Autobatterie optimal vernetzt. Auch wird das Thema „bidirektionales Laden“ verständlich erklärt, denn der Akku im Auto kann auch billigen Hausstrom liefern, zum Beispiel nachts. 

Das derzeit beste Kompendium über Elektromobilität: Unter test.de wird es als Buch, pdf oder ePub für 39,90 Euro bzw. digital für 36,99 Euro angeboten
© Stiftung Warentest

Das Buch der „Stiftung Warentest“, zu Papier gebracht von dem Elektroingenieur Martin Guss, ist empfehlenswert. Es dürfte all denen Lust machen, die neugierig sind auf eine nachhaltigere Mobilität, und auch viele Vorbehalte ausräumen, die vor allem Menschen äußern, die nie in einem E-Auto gesessen haben. Wie heißt es in dem Werk? „Probieren geht über Studieren – die meisten Menschen stehen dem Stromer nach einer Probefahrt deutlich positiver gegenüber. Kein Wunder, bei so viel Fahrvergnügen. Da lassen sich selbst eingefleischte Benzinschwestern und -brüder überzeugen.“