Starkbierfest: Giesinger Brauerei probt die Wiesn

Die Giesinger Brauerei hat nun ihr eigenes Starkbierfest. Doch das Ziel ist ein größeres.

Die Giesinger Brauerei hat ihr erstes Starkbierfest gestartet – und dabei klargestellt, dass sie noch ein viel größeres Ziel hat. In zwei, drei Jahren sei seine Brauerei bereit für das Münchner Oktoberfest, sagt Brauereichef Steffen Marx und präsentiert der anwesenden Münchner Stadtpolitik – allen voran dem neuen Wirtschaftsreferenten Christian Scharpf (SPD) und den Bürgermeistern Dominik Krause (Grüne) und Verena Dietl (SPD) – beim Starkbieranstich auch gleich einen Entwurf davon, wie so ein Giesinger-Festzelt auf der Wiesn aussehen könnte.

Das Starkbier-Festzelt auf dem Firmengelände soll – daran lässt am ersten Abend niemand einen Zweifel – ein Probelauf sein für das Oktoberfest und der Beweis, dass die Brauerei die Herausforderung bewältigen kann. 

Spätestens jetzt ist klar: Giesinger Bräu setzt auf Angriff. Seit einigen Jahren darf die Brauerei ihr Produkt dank eines Tiefbrunnens in der bayerischen Landeshauptstadt Münchner Bier nennen – als siebte Marke. Jetzt will Marx auch endlich ein Stück abhaben vom großen Wiesn-Kuchen. Doch wie soll das gehen?

Wie kommt man an die Zulassung zum Oktoberfest?

Wie Asterix und Obelix fühlt er sich wohl, die bei der Suche nach Passierschein A38 an der Bürokratie zu verzweifeln drohen. Einen Ausschnitt aus dem entsprechenden Film zeigt die Brauerei zumindest beim Starkbieranstich. „Es ist echt mühsam“, sagt Marx auf der Bühne.

Damit eine siebte Brauerei auf dem Oktoberfest zugelassen werden darf, ist ein entsprechender Stadtratsbeschluss nötig. In den Betriebsvorschriften für die Wiesn heißt es unter Paragraf 51: „Das Oktoberfest ist das traditionelle Münchner Volksfest mit Münchner Gastlichkeit und Münchner Bier. Diese Tradition gilt es weiter zu wahren. An Wiesnbesucher darf deshalb nur Münchner Bier der leistungsfähigen und bewährten Münchner Traditionsbrauereien (das sind derzeit: Augustinerbrauerei, Hacker-Pschorr-Brauerei, Löwenbrauerei, Paulanerbrauerei, Spatenbrauerei und Staatliches Hofbräuhaus), das dem Münchner Reinheitsgebot von 1487 und dem Deutschen Reinheitsgebot von 1906 entspricht, ausgeschenkt werden.“

Der Paragraf geht noch von sechs Münchner Bieren aus. Inzwischen sind es aber sieben. Mit der Münchner Kindl-Brauerei, die gerade auch einen Tiefbrunnen im Stadtgebiet hat bohren lassen und deren Chefs in der ersten Reihe sitzen, als Marx seine Rede hält, steht ein achtes Münchner Bier in den Startlöchern.

Ex-Wiesn-Chef äußerte Bedenken

Der gerade aus dem Amt geschiedene Münchner Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) galt stets als Kritiker eines weiteren Bieres auf der Wiesn – zum Giesinger Starkbieranstich ist er trotzdem gekommen. Die Gefahr sei bei jeder Änderung der Jahrhunderte alten Tradition, „dass die Wiesn ihr Gesicht verliert“, sagt er. „Ich sehe die Gefahr nicht beim Giesinger, ich sehe die Gefahr generell.“ Will heißen: Fällt eine Hürde, könnten – so befürchtet er – auch andere Brauereien auf das größte Volksfest der Welt drängen.

Der langjährige ehemalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) bescheinigt der Giesinger Brauerei zum Starkbieranstich Oktoberfest-Atmosphäre: „Man fühlt sich schon fast wie in einem Wiesn-Zelt.“ Aus den hochkomplexen Entscheidungen halte er sich aber raus. Anders der zweite Münchner Oberbürgermeister Krause, der das Fass ansticht zur Eröffnung des Starkbierfestes und allein damit schon ein Statement setzt. 

Er habe sich zwar beim Thema Wiesn schon einmal in die Nesseln gesetzt, sagt er, und spielt damit wohl darauf an, dass er das Oktoberfest im vergangenen Jahr „größte offene Drogenszene“ genannt hatte. Aber dass die Giesinger nun ihr eigenes Starkbierfest hätten, sei nur folgerichtig. Und: „Alles Weitere, was Ihr an Plänen habt, ist genauso folgerichtig.“

Baumgärtners Nachfolger Christian Scharpf (SPD), gerade erst ein paar Tage im Amt, aber künftig ein wichtiger Mann in der Wiesn-Frage, will es langsam angehen. Man werde demnächst Gespräche führen, sagt er – ganz in Ruhe.