Albträume über seine Zeit hinter Gittern verfolgen Boris Becker noch heute. Über diesen persönlichen Tiefpunkt in britischer Haft hat der Ex-Tennisprofi ein Buch geschrieben.
Mehr als sieben Monate hat der Ex-Tennisprofi Boris Becker in britischen Gefängnissen verbracht. Über seine Zeit hinter Gittern hat der dreifache Wimbledon-Sieger nun ein Buch geschrieben. Dafür sei er in die „schmerzhaftesten Erfahrungen“ seines Lebens eingetaucht, schrieb der 57-Jährige bei Instagram. Unter dem Titel „Inside. Gewinnen – Verlieren – Neu beginnen“ soll das Buch am 10. September beim Ullstein Verlag erscheinen.
Becker beschrieb die Haft in Großbritannien in Interviews mehrfach als ein einschneidendes Erlebnis. Das Schreiben sei nun sein Versuch gewesen, „zu heilen und einen Weg zu finden, dem Ganzen einen Sinn zu geben“, so Becker. Er sei dabei mit Erinnerungen konfrontiert worden, die er „lieber vergessen würde“. Albträume über seine Zeit in britischer Haft verfolgten ihn noch heute.
Der einstige Weltstar hatte nach finanziellen Schwierigkeiten beim Gang zum Insolvenzverwalter Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwiegen. Er wurde im April 2022 zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis kam er mit Gewalttätern in Berührung, von denen ihm einige an den Kragen wollten, andere beschützten ihn aber auch, wie er erzählte. Die Zeit ging schneller vorbei als gedacht: Wegen einer Sonderregelung wurde er bereits im Dezember 2022 entlassen.
Becker: „Es war sehr brutal“
Zu Beginn seiner Haft war Becker für einige Wochen in dem für seine schlechten Bedingungen berüchtigten Londoner Wandsworth-Gefängnis untergebracht. Danach verlegte man ihn in das Huntercombe-Gefängnis mit einer niedrigeren Sicherheitsstufe. Der Tennisstar aus Leimen erklärte später, die Haft habe ihn abgehärtet und zu einem besseren Menschen gemacht.
„Wer sagt, dass Leben hinter Gittern nicht hart und schwierig ist, lügt“, hatte Becker im Jahr 2023 in einem BBC-Interview gesagt. „Es war sehr brutal, eine sehr, sehr andere Erfahrung als das, was man im Fernsehen sieht und in Geschichten hört.“ Er habe schnell gelernt, dass er Schutz brauche und sich mit „harten Jungs“ umgeben müsse. „Man kämpft jeden Tag ums Überleben.“
Der Zustand britischer Gefängnisse macht immer wieder Schlagzeilen – wegen Überfüllung, Ratten oder Gewalt. Die Haftanstalten in England und Wales waren im vergangenen Sommer so überfüllt, dass die neue Regierung Häftlinge vorzeitig entlassen musste, um einen Kollaps des Justizsystems zu vermeiden.
Becker lebt heute im italienischen Mailand
Zuletzt schien es für Becker wieder aufwärtszugehen: Er nahm an der britischen Reality-Serie „Celebrity Bear Hunt“, die bei Netflix läuft, teil und startete Anfang des Jahres den Tennis-Podcast „Becker Petkovic“ zusammen mit der früheren Tennisspielerin Andrea Petkovic. Für Eurosport ist Becker seit seiner Entlassung auch wieder als TV-Experte und -Kommentator tätig.
Inzwischen ist Becker zum dritten Mal verheiratet. Gemeinsam mit Lilian de Carvalho Monteiro wohnt er in der norditalienischen Metropole Mailand. Die beiden gaben sich vergangenes Jahr in dem Luxus-Urlaubsort Portofino an der italienischen Riviera in einer privaten Hochzeitszeremonie das Ja-Wort.
Gut zwei Jahre nach seiner Haftentlassung erzähle er in dem Buch erstmals seine Wahrheit – „ehrlich, ungefiltert und unmaskiert“, schrieb Becker in dem Instagram-Post weiter. Seine Hoffnung sei außerdem, dass „diese rohe, ehrliche Geschichte Menschen jenseits des Tennissports anspricht und Herzen berührt, die wissen, wie es sich anfühlt, zu fallen und wieder aufzustehen“.