In Haus aus den 1930er-Jahren: Freiburg sieht neues NS-Dokuzentrum als politisches Zeichen

Die Breisgaustadt zeigt ihre Geschichte im Nationalsozialismus. Vor dem Hintergrund eines Anschlags in München haben Sicherheitsbehörden laut Rathauschef ein Auge auf das neue Haus.

Nach siebenjähriger Vorbereitung hat die Stadt Freiburg ein aus eigener Sicht bundesweit einmaliges Dokumentationszentrum zur Zeit des Nationalsozialismus eröffnet. In dem historischen Gebäude ist nicht nur der Erinnerungsort, sondern auch die Landeszentrale für politische Bildung untergebracht, um über die heutige Zeit aufzuklären, wie der parteilose Oberbürgermeister Martin Horn sagte. Diese Kooperation als „Wohngemeinschaft der Demokratie“ sei etwas Außergewöhnliches.  

In Zeiten von wachsendem Antisemitismus haben die Sicherheitsbehörden ein Auge auf das Haus am Rande der Altstadt, wie Horn berichtete. „Es wird aber keine dauerhafte Bewachung geben“, antwortete der Rathauschef auf die Frage nach einem Polizeischutz. Die Breisgaustadt ist sensibilisiert: In München hatte ein 18-jähriger Österreicher im September auf das israelische Generalkonsulat geschossen sowie auf das NS-Dokumentationszentrum in der Nähe. 

Das Freiburger Gebäude wurde 1936 als städtisches Verkehrsamt fertiggestellt und nun umgestaltet. Das Zentrum öffnet am Freitag erstmals für Besucherinnen und Besucher. Der Gemeinderat hatte 2018 beschlossen, die Einrichtung in der Universitätsstadt zu schaffen. Es wurden über 14 Millionen Euro investiert. 

Zu sehen ist eine Dauerausstellung zur Zeit des Nationalsozialismus, dabei wird der frühere Luftschutzkeller des Hauses einbezogen. In einem Innenhof stehen auf einem Kubus die Namen von Menschen aus der Region, die zwischen 1933 und 1945 verfolgt und ermordet wurden. Ein Bereich ist explizit den als jüdisch verfolgten Freiburgerinnen und Freiburgern gewidmet. 

Während der Bauarbeiten wurde in dem Haus ein etwa acht Meter langes zeitgenössisches Wandgemälde des Malers Theodor Kammerer entdeckt. Das Bild ist inzwischen teils verdeckt zu sehen, damit die figürlichen Darstellungen nicht den Eingangsraum beherrschen, wie die wissenschaftliche Leiterin Julia Wolrab sagte. Das Zentrum habe Kontakte in die Nachbarländer Schweiz und Frankreich, unter anderem zum Jüdischen Museum der Schweiz in der Grenzstadt Basel.