Verkehrschaos im Westen: Gesperrte A100-Brücke – Lkw müssen weite Umwege fahren

Seit der Sperrung der Ringbahnbrücke herrscht an dem Autobahnkreuz teils Chaos. Nun wurde das Konzept für die Umleitungen vorgestellt. Viele Fragen bleiben jedoch offen.

Lastwagen müssen die marode Brücke am Autobahndreieck Funkturm in Berlin auf unbestimmte Zeit weiträumig umfahren. Die Verkehrsführung der Autobahn GmbH sieht vor, dass der Lkw-Verkehr ohne Ziel Berlin über den Berliner Ring (A10) umgeleitet wird, wie die Autobahngesellschaft mitteilte. 

Lastwagen, die nach Berlin hineinfahren wollen, haben demnach Routen-Optionen: Sie können den Angaben zufolge ab Potsdam über die B2 fahren oder ab Dallgow-Döberitz über die B5 und dann über die ohnehin häufig überlastete Heerstraße. Die meisten Lkw seien unterwegs, um Berlin mit Waren oder Fabriken mit Produkten zu versorgen, sagte der Direktor der zuständigen Autobahn-Niederlassung Nordost, Ronald Normann. Er kündigte an, dass „das ganze Verkehrssystem in Berlin sich neu tarieren“ und weitere Änderungen notwendig sein werden.

„Neuralgischer Punkt im deutschen Autobahnnetz“

Autos sollen dagegen weiter über die angrenzenden Kieze fahren dürfen. Um Staus zu reduzieren, seien Ampelschaltungen bereits angepasst worden. Zudem sollten Baustellen im innerstädtischen Bereich vermieden werden. „Busspuren und Radwege werden erhalten, um auch für Rettungsdienste zur Verfügung zu stehen.“

„Das Autobahndreieck Funkturm ist ein neuralgischer Punkt im deutschen Autobahnnetz“, sagte Dirk Brandenburger, Technischer Geschäftsführer der Autobahn GmbH. „Wir haben hier in Berlin auf der Stadtautobahn deutschlandweit die höchste Verkehrsbelastung mit weit über 230.000 Fahrzeugen pro Tag.“ 

Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) betonte, dass auf dem Weg zu einem Ersatzbau der Ringbahnbrücke alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden sollten. Dabei nannte sie etwa das Arbeiten rund um die Uhr, modulare Bauweise und Direktvergaben der Aufträge.

Ringbahn fährt vorerst weiter

Der unter der Brücke durchfahrende Berliner Ringbahn-Verkehr wird vorerst nicht beeinträchtigt. Der Schaden an der Brücke habe sich nach der Sperrung nicht ausgeweitet, sagte Normann. Es gebe somit zunächst keine Auswirkungen auf den S-Bahn-Verkehr.

Die Autobahn GmbH hatte die Ringbahnbrücke vor einer Woche überraschend gesperrt. En Riss im Tragwerk der Brücke hatte sich unerwartet vergrößert. Infolge der Sperrung kam es an dem bundesweit wichtigen Verkehrsknoten zu Chaos. 

Seit Anfang der Woche fließt der Verkehr in Richtung Norden wieder. Er wird einspurig über die Gegenfahrbahn umgeleitet. Lkw mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen dürfen allerdings nicht über die Umleitung fahren. 

Kosten für Neubau sollen im dreistelligen Millionenbereich liegen

Die Brücke soll nun komplett abgerissen und neu gebaut werden. Die Ausschreibung für den Abriss soll noch vor Ostern beginnen. Der Abriss selbst könnte im besten Fall drei Monate dauern, sagte der technische Geschäftsführer der für den Bau zuständigen Projektmanagementgesellschaft Deges, Andreas Irngartinger. Dann wird auch die Ringbahn zeitweise gesperrt. 

Für den Neubau der Brücke veranschlagte Irngartinger Kosten im unteren dreistelligen Millionenbereich. Wie lange ein Neubau dauern wird und wann der Verkehr übers Dreieck Funkturm wieder normal laufen wird, blieb offen.

Am Donnerstag diskutiert das Berliner Abgeordnetenhaus in einer Aktuellen Stunde über das Brückendesaster, den laufenden Warnstreik bei den Berliner Verkehrsbetrieben und die S-Bahn-Ausschreibung, die sich schon mehrfach verzögert hat.

Informationen der Autobahn GmbH