In dieser „Tatort“-Wiederholung ermitteln Thorsten Falke und Julia Grosz unter nicht geduldeten Flüchtlingen. Ein sehenswerter Film, der schnell das Interesse am eigentlichen Kriminalfall verliert.
Worum geht’s in diesem „Tatort“?
Ein Unbekannter wird in einem Lkw in Hannover tot aufgefunden, offenbar handelt es sich um ein Schleusernetzwerk. Zur Aufklärung des Falls reisen die Bundespolizisten Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) in die niedersächsische Landeshauptstadt. Und stoßen auf Jon Makoni (Alois Moyo), der seinen 17-jährigen Sohn vermisst. Der Mann ist so verzweifelt, dass er sich an die Polizei wendet, obwohl er und seine Frau Hope in Deutschland keinen Duldungsstatus besitzen. Falke nimmt Kontakt auf mit Jon – in der Hoffnung, darüber den Todesfall aufklären zu können.
Warum lohnt sich der Fall „Verborgen“?
Zigtausende Menschen leben in Deutschland ohne gültigen Aufenthaltsstatus. Sind sind vor Hunger, Krieg oder politischer Repression geflohen. Haben ihre alte Heimat hinter sich gelassen in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Arbeiten hart für ihre Existenz – und werden von den Behörden zum Teil nicht einmal geduldet. Dieser „Tatort“ erzählt am Beispiel von Jon Makoni und seiner Familie vom Leben dieser Menschen sowie einer eigenen Schattenwirtschaft, die um sie herum entstanden ist und die deren Notsituation zum Teil schamlos ausbeutet.
Die Autorinnen Julia Drache und Sophia J. Ayissi sowie Regisseurin Neelesha Barthel nehmen sich viel Zeit, von den Lebensbedingungen der „Ungeduldeten“ zu erzählen, die auch gesellschaftlich nicht akzeptiert werden. „Du bist kein Deutscher“, sagt Hope Makoni zu ihrem Mann, „auch wenn du immer deutsch sprichst.“ Sie ahnt: Sie wird nie dazugehören. „Manchmal will ich einfach nur nach Hause“, sagt sie entnervt. Doch der Rückweg bleibt versperrt: In Simbabwe droht der Familie staatliche Verfolgung. Es sind bewegende Einblicke in die Existenz von Menschen, die unter uns leben und die wir doch kaum wahrnehmen.
Was stört?
Zu Beginn des Film gibt es eine Leiche. Doch um wen es sich handelt – das wird hier nicht weiter verfolgt. Der „Tatort“ verliert recht schnell das Interesse daran, den Tod aufzuklären. Damit entfernt sich diese Folge recht weit von dem Krimi-Genre.
Die Kommissare?
Die Stimmung in diesem Film ist – dem ernsten Thema entsprechend – angespannt. Nur einmal blitzt kurz etwas Komik auf: Bei einer nächtlichen Observation erzählt Thorsten Falke seiner Kollegin einen Witz – über den sich Julia Grosz köstlich amüsiert. „Laufen zwei Kelten durch den Schnee. Sagt der eine: ‚Scheiß Kälte.‘ Sagt der andere: ‚Selber scheiß Kelte.'“ Ansonsten gehen die beiden Ermittler mit dem gebotenen Ernst zur Sache.
Ein- oder ausschalten?
Auch wenn es sicherlich packendere Kriminalfälle gab: Das menschliche Drama, von dem dieser „Tatort“ erzählt, verdient es gehört zu werden. Denn so wie den hier porträtierten Menschen geht es in Deutschland Zehntausenden.
Die „Tatort“-Folge „Verborgen“ wurde erstmals am 16. April 2023 ausgestrahlt. Die ARD wiederholt den Film am Freitag, 28. März, um 22.20 Uhr
Falke und Grosz ermittelten zuvor in diesen Fällen:
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