Primärarzt-Regelung statt freie Arztwahl: Diese Pläne der sich formierenden Koalition aus Union und SPD sehen die Bundesbürger mit gemischten Gefühlen.
An den Plänen der sich formierenden Koalition aus Union und SPD zur Einführung einer Primärarzt-Regelung für Kassenpatienten scheiden sich die Geister. Das ergab eine Forsa-Umfrage im Auftrag des stern am Ende der vergangenen Woche. 49 Prozent der Deutschen fänden es demnach nicht sinnvoll, wenn sich künftig, wer einen Facharzttermin möchte, erst vom Hausarzt untersuchen lassen muss. Der würde dann über eine Überweisung zum Spezialisten entscheiden. 46 Prozent der Bundesbürger befürworten den Plan. Fünf Prozent der Befragten äußerten keine Meinung. Gynäkologen und Augenärzte wären von der Regelung ausgenommen.
Gemäß der Reform würde jede und jeder bei einer gesetzlichen Krankenkasse Versicherte einen Hausarzt als Primärarzt bekommen. Das bisher geltende Prinzip der freien Arztwahl würde damit aufgehoben. So sehen es die Pläne der Arbeitsgruppe Gesundheit der künftigen schwarz-roten Regierungskoalition vor. Die Änderung soll helfen, das Gesundheitssystem zu entlasten und die Patientenversorgung besser zu koordinieren. Einige gesetzliche Krankenkassen wie die Techniker-Krankenkasse bieten ihren Versicherten ein entsprechendes Hausarzt-Programm bereits auf freiwilliger Basis an.
Freien Arztwahl abschaffen? SPD-Wähler sind mehrheitlich dafür
Befürworter der neuen, dann verpflichtenden Regelung wie die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund führen an, bisher suchten viele Patienten zu viele Ärzte auf – und oft auch noch die falschen. Kritiker fürchten, die Primärarzt-Regelung könnte die Folgen des Hausärztemangels, die vor allem auf dem Land spürbar sind, noch verschärfen.
Auffällig sind die Unterschiede im Stimmungsbild nach Parteianhängerschaft. Die größte Zustimmung mit 57 Prozent findet die geplante Primärarztregelung unter SPD-Anhängern (Ablehnung: 41 Prozent). Auch 52 Prozent der Unionswähler sind dafür (Ablehnung: 41 Prozent). Mehrheitlich abgelehnt werden die Pläne von Wählern der Grünen (51 Prozent Ablehnung, 41 Prozent Zustimmung), der Linken (60 Prozent Ablehnung, 33 Prozent Zustimmung) und der AfD (56 Prozent Ablehnung, 41 Prozent Zustimmung).