Die Zahl der Sozialwohnungen ist in MV deutlich zurückgegangen. Mietpreise sind nach Einschätzung mehrerer Seiten nicht das einzige Problem auf dem Wohnungsmarkt im Nordosten.
Der Bestand an Sozialwohnungen ist in Mecklenburg-Vorpommern weiter gesunken. Ende vergangenen Jahres gab es landesweit noch rund 2.600 Wohnungen, wie das Bauministerium in Schwerin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.
Ende 2019 waren es dagegen im Nordosten mit knapp 4.900 Sozialwohnungen noch fast doppelt so viele. Und zehn Jahre zuvor Ende 2014 gab es noch fast 7.000 solcher Wohnungen.
Eine Sozialwohnung ist eine staatlich geförderte Wohnung mit preislich regulierter Miete, die nur von Menschen mit geringem Einkommen bezogen werden darf – sie brauchen dazu einen Berechtigungsschein. Läuft die Festlegung als Sozialwohnung nach einem bestimmten Zeitraum aus, stehen die Wohnungen zwar meist weiterhin zum Mieten zur Verfügung, oftmals werden diese dann allerdings zu höheren Preisen vermietet.
Ministerium: Wohnungsmarkt oftmals ausgeglichen
Eine Ministeriumssprecherin teilte mit, dass Teile der aus der Bindung gefallenen Sozialwohnungen in Regionen im Bundesland liegen würden, in denen es einen ausgewogenen Wohnungsmarkt mit einem moderaten durchschnittlichen Mietniveau gebe.
Allein die Anzahl der vorhandenen Sozialwohnungen sei für die Beurteilung des Wohnungsmarktes einer Region wenig aussagekräftig, betonte das Ministerium. Es gehe bei der Wohnraumversorgung um bezahlbaren Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten, die Schaffung von Sozialwohnungen sei dabei nur eine der möglichen Maßnahmen. In MV sei der Wohnungsmarkt mit Ausnahme der Universitätsstädte und Tourismusorte in weiten Teilen ausgeglichen, hieß es.
Förderung vom Land und Bund
Das Ministerium verwies auf verschiedene Maßnahmen des Landes und des Bundes zur Förderung von bezahlbarem Wohnraum, etwa für studentisches Wohnen, Unterstützung beim barrierefreien Ausbau oder Neubauprogramme.
Der baupolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Rainer Albrecht, sagte, dass der Wohnungsmarkt im Nordosten vor sehr vielfältigen Herausforderungen stehe. „Während wir in Rostock und Greifswald die Mietpreisbremse benötigen, weil Wohnraum knapp und Mieten teuer sind, müssen wir in vielen ländlichen Bereichen Wohnungsunternehmen aufgrund von Leerstand bei der Bewältigung der Altschuldenproblematik helfen und sie aktiv bei der Modernisierung von Wohnraum unterstützen, um wieder attraktiver zu werden.“
Viele Wohnungen von Genossenschaften
Linkenpolitiker Daniel Seiffert betonte, dass insbesondere Studierende, Auszubildende und Familien mit geringem Einkommen Schwierigkeiten hätten, bezahlbaren Wohnraum zu finden. „Die steigende Altersstruktur und die Abwanderung junger Menschen in die größeren Städte führen dazu, dass Neubauten vor allem in städtischen und touristischen Zentren entstehen.“
Seinen Worten zufolge wird fast die Hälfte der Mietwohnungen im Land von Genossenschaften und kommunalen Unternehmen bereitgestellt. Diese Strukturen müssten gestärkt werden, sagte Seiffert. Das derzeit größte Hindernis für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum seien die hohen Baupreise.
FDP: Weniger Bürokratie beim Wohnungsbau
CDU-Baupolitiker Marc Reinhardt warf der Landesregierung aus SPD und Linken vor, bei diesem Feld nichts zuwege gebracht zu haben. Grünen-Politiker Hannes Damm sagte, dass die Wohnungskrise zunehmend auch mit dem Thema Altersarmut zusammenhänge. Er forderte mehr Geld vom Land, um für bezahlbares Wohnen zu sorgen. Zudem müsse bei der Sanierung sozialen Wohnraums verstärkt auf energetische Standards geachtet werden, forderte er.
FDP-Politiker David Wulff sagte: „Das System des sozialen Wohnungsbaus ist zu langsam, zu ineffizient und zu teuer. Statt Sozialwohnungen zu bauen, sollte man lieber Menschen in sozialen Schwierigkeiten, die sich auf dem normalen Wohnungsmarkt keine Wohnung leisten können, mit Wohngeld unterstützen.“ Viele Menschen könnten Wohngeld beantragen, wüssten dies aber häufig nicht. Zudem müssten unter anderem Hürden und Bürokratie für den Wohnungsbau reduziert werden.