Berufsorientierung: Schwesig wirbt für Firmen-Patenschaften mit Schulen

Der Kontakt zur betrieblichen Praxis soll den Blick weiten für die beruflichen Möglichkeiten junger Leute in MV. Ministerpräsidentin Schwesig sieht dabei besonders die Unternehmen in der Pflicht.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hat die Unternehmen im Land aufgefordert, Kooperationen mit Schulen einzugehen und vermehrt Schülerpraktika anzubieten. Damit solle der Blick für die Vielfalt der beruflichen Möglichkeiten geweitet werden. „Die beste Berufsorientierung an der Schule, die beste Bildung, die beste Azubi-Messe nützt nichts, wenn die Schülerinnen und Schülern nicht wissen, was es tatsächlich gibt“, betonte die SPD-Politikerin. 

Es gebe im Land viel mehr berufliche Perspektiven, als gemeinhin bekannt seien. Die Breite des Angebots müsse den Schülern, aber auch deren Eltern noch besser vermittelt werden. „Ich wünsche mir, dass jedes Unternehmen, egal wie klein oder wie groß es ist, eine Patenschaft hat mit einer Schule. In Praktika können Schüler dann frühzeitige den Berufsalltag kennenlernen und dabei feststellten, was ihnen liegt oder auch nicht“, sagte Schwesig.

Prämie für Praktikum im Handwerk 

Betriebspraktika seien wichtiger Bestandteil einer wirksamen Berufsorientierung. Anreize dafür biete unter anderem auch die vom Land finanzierte Praktikumsprämie. Die Anregung dazu sei aus dem Handwerk gekommen. Dass auch andere Wirtschaftszweige den Wunsch nach einer solchen Beihilfe hätten, sei verständlich. Doch angesichts aktueller Sparzwänge sei eine Ausweitung des Programms derzeit nicht möglich, machte Schwesig deutlich. „Die Verabredung im Zukunftsbündnis war, dass wir zunächst im Handwerksbereich mit dieser Prämie starten und erst einmal Erfahrungen damit sammeln“, sagte sie.

Seit Mitte 2024 können Schüler in Mecklenburg-Vorpommern ab Klasse acht, die in einem Handwerksbetrieb ein Praktikum machen, dafür pro Woche 120 Euro bekommen. Maximal gibt es 360 Euro. Dafür stellt die Landesregierung pro Jahr 220.000 Euro bereit, die 2024 aber bei weitem nicht ausgeschöpft wurden. Der Steuerzahlerbund hatte die geringe Nutzung zum Anlass genommen, die Abschaffung der Prämie zu fordern. Die Handwerkskammern machten die sehr kurze Vorlaufzeit im Vorjahr für den schleppenden Start verantwortlich und rechnen für dieses Jahr mit einer deutlich größeren Resonanz.

Lehrstelle kontra Studienplatz 

Neben Handwerksfirmen klagen auch Unternehmen in Industrie, Handel und Dienstleistungen über fehlenden Berufsnachwuchs. Immer öfter bleiben angebotene Lehrstellen unbesetzt, auch weil Jugendliche häufiger eine akademische Ausbildung anstreben. Kammern und Branchenverbände fordern daher, die Orientierung auf duale Ausbildungsberufe in der Schulzeit zu stärken. Laut Schwesig wird vom Schuljahr 2025/26 an im Land flächendeckend das neue Konzept zur Berufsorientierung umgesetzt. 

Nach Angaben von Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) wird die Entwicklung der Berufswahlkompetenz bereits mit der frühkindlichen Bildung ab Klasse eins beginnen und altersgerecht alle Unterrichtsfächer einbeziehen. Begegnungen mit der Berufspraxis sollen mehr Eingang in den Schulalltag finden. Zusätzlich zu dem insgesamt 25 Tage umfassenden Schülerbetriebspraktikum werden in den Jahrgangsstufen 8 bis 11 weitere fünf Tage eingeführt, die für Projekte mit externen Partnern zur Verfügung stehen. 

Azubi-Befragung des DGB deckte Mängel auf 

Der Präsident der Schweriner Handwerkskammer, Uwe Lange, äußerte die Erwartung, dass mit der auch zeitlich erweiterten Berufsorientierung an den Schulen die duale Ausbildung besser ins Licht gerückt wird. Der DGB Nord hatte in seinem jüngsten Ausbildungsreport festgestellt, dass eine unzureichende Berufsberatung und Mängel in der Ausbildung vielfach den Berufsstart junger Menschen und damit auch die Gewinnung von Fachkräften erschweren. Laut Ausbildungsreport sahen nur 27 Prozent der befragten Azubis in MV die schulische Berufsorientierung als hilfreich an.