Im Wahlkampf stellten sich viele Promis lautstark hinter Kamala Harris. Nach dem Sieg und Amtsantritt von Donald Trump ist Hollywood in einer Art Schockstarre.
Vor acht Jahren, nach der ersten Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident, hielt Hollywood nicht zurück. Im Januar 2017, einen Tag nach Trumps Vereidigung, gingen weltweit Millionen Menschen gegen den Republikaner auf die Straße. Beim „Marsch der Frauen“ in Washington feuerten Stars wie Madonna, Scarlett Johansson und Emma Watson die Menge an. In Los Angeles mischten Promis wie Jane Fonda und Miley Cyrus bei Groß-Demos mit.
Die Proteste richteten sich unter anderem gegen Frauenfeindlichkeit, Gewalt, Rassismus, Homophobie und religiöse Intoleranz. Zuvor hatte Oscar-Preisträgerin Meryl Streep die Golden-Globe-Bühne für ein leidenschaftliches und mahnendes Plädoyer für Toleranz und Pressefreiheit gegen Trump benutzt.
Kuscht Hollywood vor Trump?
Doch diesmal ist es auffällig still. Kuscht Hollywood vor Trump? Die Oscar-Gala im März lief weitgehend unpolitisch ab. Die Filmbranche, die im Wahlkampf fast geschlossen gegen den Republikaner Front machte, schweigt, als wäre sie in Schockstarre verfallen. Lähmend kamen die verheerenden Flächenbrände in Los Angeles dazu.
Einige wandern ab
Einige Promis haben nach Trumps zweiten Wahlsieg Hollywood den Rücken zugekehrt. Die Komikerin Rosie O’Donnell (63) zog wegen der politischen Lage in den USA mit ihrem jüngsten Kind nach Irland. Sie vermisse ihre anderen Kinder und ihre Freunde, aber sie würde erst über eine Rückkehr nachdenken, wenn es dort für alle Menschen gleiche Rechte gäbe, sagte die lesbische Schauspielerin in einem Tiktok-Video.
Talkshow-Star Ellen DeGeneres (67) und Ehefrau Portia de Rossi (52) setzten sich von Kalifornien nach England ab. Hollywood-Star Richard Gere (75) war im Dezember mit seiner spanischen Ehefrau Alejandra aus familiären Gründen in ihre Heimat umgezogen. Bei der Verleihung der spanischen Goya-Filmpreise im Februar prangerte der Schauspieler Trump als „Rüpel und Gangster“ und als Gefahr für die ganze Welt an. Die gebürtige Texanerin Eva Longoria (50), die schon seit einer Weile mit ihrer Familie zwischen Mexiko und Spanien pendelt, schätzt sich glücklich, nach dem Trump-Sieg nicht mehr „in diesem dystopischen Land“ zu leben, sagte sie der Zeitschrift „Marie Claire“.
Ein Deutscher übt scharfe Kritik
Der gebürtige Deutsche und langjährige Wahlkalifornier Eric Braeden, Star der US-Seifenoper „The Young and the Restless“ („Schatten der Leidenschaft“), gehört zu denen, die mit Trump hart ins Gericht gehen. In Instagram-Videos nimmt der 84-Jährige kein Blatt vor den Mund. Er zieht Vergleiche zu den Anfängen der Nazi-Herrschaft im Deutschland. Seit 1959 wohne er in den USA, aber habe noch nie eine derartige Gefährdung des Rechtsstaates erlebt, lamentiert der Schauspieler. Von dem dreisten Vorgehen Trumps seien die meisten Menschen so bestürzt, dass keiner etwas dagegen tue. Aber das werde sich ändern, mahnte Braeden Mitte Februar in einer Videobotschaft.
Offen Kritik zu üben, erfordert Mut und ein dickes Fell. Eine Flut von negativen Kommentaren handelt sich der liberale TV-Star auf Instagram ein. Er solle damit aufhören, „linke Propaganda“ zu verbreiten. Er könne abhauen, wenn es ihm hier nicht passe, so die Reaktionen. Braeden beteuert im dpa-Interview, er werde sich nicht den Mund verbieten lassen. Aber: „Mir tut es richtig weh um Amerika.“
Trumps „Sonderbotschafter“
Er wolle Hollywood „größer, besser und stärker als je zuvor“ machen, hatte Trump Mitte Januar auf seiner Online-Plattform Truth Social verkündet. Dafür werde er Sylvester Stallone, Mel Gibson und Jon Voight als „Sonderbotschafter“ einsetzen. „Diese drei sehr talentierten Personen werden meine Augen und Ohren sein.“ Für Hollywood breche ein Goldenes Zeitalter an, schrieb Trump. Konkreter wurde der Republikaner nicht.
Auch drei Monate später gibt es keine Bekanntmachung von dem Trump-treuen Trio, wie die „Los Angeles Times“ jetzt berichtete. Hollywood kränkt schon länger daran, dass große Filmproduktionen in andere US-Bundesstaaten oder ins Ausland abwandern, angelockt von Steuervergünstigungen. Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom, ein Demokrat, legt sich für einen stärkeren Steuererlass für Hollywood ins Zeug.
Unterdessen könnte Trump durch seinen erbitterten Zollstreit mit China dem heimischen Filmgeschäft schaden. Peking wehrt sich nicht nur mit Gegenzöllen. Die Filmaufsichtsbehörde werde die Zahl der importierten US-Filme „moderat reduzieren“, berichtete der Staatssender CCTV kürzlich. Geringere Einnahmen auf dem riesigen, chinesischen Kino-Markt könnten Hollywood empfindlich treffen.
Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion
Maßnahmen für Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion passen nicht in Trumps Welt. Sein Präsidentenerlass, DEI-Maßnahmen („DEI“ steht für „Diversity, Equity and Inclusion“, zu Deutsch: Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion) zurückzufahren, trifft auch Hollywood. So hätten Unterhaltungskonzerne wie Disney, Amazon Studios, Paramount oder Warner Bros. Discovery ihre Diversitäts-Bemühungen heruntergeschraubt, berichteten US-Branchenblätter. DEI-Maßnahmen sollen Personen verschiedener Herkunft, Geschlechter oder auch Menschen mit Trauma oder Behinderung einbeziehen.
Das politische Klima mag auch Inhalte prägen. Der Rauswurf einer Trans-Figur aus der neuen, animierten Pixar-Serie „Win or Lose“ über ein Sportteam an einer Mittelschule sorgte unlängst für Wirbel. Die zu Disney gehörende Animationsschmiede hatte in einer Folge der achtteiligen Serie alle Dialoge um Transidentität entfernt, wie der „Hollywood Reporter“ berichtete. In einer anderen Folge kommt dagegen ein Mädchen als Hauptfigur vor, das inbrünstig betet.
Doku über Melania
Eine Dokumentation über die First Lady im Weißen Haus, Melania Trump (55), ist schon in der Mache. Regie führt Hollywood-Regisseur Brett Ratner („X-Men: Der letzte Widerstand“). Als ein „beispielloser“ Blick hinter die Kulissen auf die First Lady wird das Projekt beschrieben. Sie ist demnach als ausführende Produzentin an Bord. Die Dokumentation soll noch in diesem Jahr erscheinen. Hinter dem Projekt steht der Streamingdienst Amazon Prime Video, der laut der „Los Angeles Times“ 40 Millionen Dollar für die Rechte gezahlt haben soll. Amazon-Gründer Jeff Bezos war bei Trumps Amtseinführung unter den Gästen.