Gift im Kinderzimmer: Gift-Ampullen – Ermittler vermuten hobbymäßiges Interesse

Ein Jugendlicher soll in einem Labor in seinem Elternhaus Gift hergestellt haben. Einen gezielten kriminellen Hintergrund sehen die Ermittler nicht.

Seit mehr als einem halben Jahr ist ein Jugendlicher aus Zeithain im Visier der Ermittlungsbehörden, weil er in einem Labor in seinem Elternhaus tödliches Gift hergestellt haben soll. Inzwischen gehen die Ermittler davon aus, dass sich der junge Mann aus dem Landkreis Meißen „lediglich hobbymäßig und aus reinem Interesse mit der Herstellung der Substanzen befasste“, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Dresden auf Anfrage mitteilte. Gleichwohl werde weiterhin wegen des Herstellens und des Besitzes biologischer Waffen gegen den Jugendlichen ermittelt.

Durchsuchung in Schutzanzügen

Im April war die Polizei zu einer aufsehenerregenden Durchsuchung in dem Haus im Landkreis Meißen angerückt. Die Einsatzkräfte trugen silberne Schutzanzüge mit Hauben über dem Kopf. Sie durchsuchten das Labor, das sich der damals 16-Jährige im Dachgeschoss selbst eingerichtet haben soll. Der Verdacht: Mehrere Ampullen eines Gemisches aus Aconitin und Ricin sollten dort stehen. 

Kleinste Mengen schon tödlich

Das extrem giftige Pflanzengift Ricin kann bereits in sehr niedrigen Konzentrationen tödlich wirken. Gewonnen wird es nach Angaben des Robert Koch-Institut vor allem aus den Samen des Rizinusbaums (Ricinus communis). Das Alkaloid Aconitin ist nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung im Blauen Eisenhut enthalten – und ebenfalls bereits in kleinsten Mengen für einen erwachsenen Menschen tödlich.

Noch kein Ende der Ermittlungen in Sicht

Bei der Durchsuchung im April seien letztlich keine gefährlichen Stoffe oder Gifte gefunden worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Allerdings waren die Ermittler zuvor schon einmal im Dezember bei dem Jugendlichen vorstellig geworden. Damals seien mehrere Ampullen eines Ricin-Aconitin-Gemischs sichergestellt worden. Wie lange die Ermittlungen gegen den Jugendlichen noch andauern werden, lässt sich laut Staatsanwaltschaft derzeit noch nicht sagen.