Tausende Tiere getötet, Sperrzonen eingerichtet – was bedeutet der Vogelgrippe-Ausbruch im Alb-Donau-Kreis für Alltag, Lebensmittel und Betriebe?
Vogelgrippe-Alarm jetzt auch in Baden-Württemberg. Nach dem Ausbruch der hochansteckenden Influenza in einem Geflügelbetrieb nördlich von Ulm sind rund 15.000 Tiere getötet worden. Was bedeutet das für Verbraucher? Ist das Virus auch für den Menschen gefährlich? Die wichtigsten Fragen:
Was ist das überhaupt für eine Krankheit?
Aviäre Influenza, abgeleitet vom lateinischen Begriff für Vogel (avis), ist eine durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit, die vor allem bei wildlebenden Wasservögeln anzutreffen ist. Gefährlich ist nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) die hochansteckende Virusvariante HPAIV, die derzeit als H5N1 grassiert. Sie führt bei infizierten Tieren in der Regel zu schweren Verläufen und endet oft tödlich. Umgangssprachlich wird die Geflügelpest meist Vogelgrippe genannt.
Was passiert mit einem von Vogelgrippe betroffenen Betrieb?
Bei einem Ausbruch der Vogelgrippe werden alle Tiere eines betroffenen Betriebes vorsorglich getötet. Im Alb-Donau-Kreis traf das 15.000 Stück Geflügel. Damit soll die Ausbreitung des Virus auf andere Bestände und Wildvögel verhindert werden, wie das Landwirtschaftsministerium in Stuttgart schreibt. Überdies werden die Gebäude und das Gelände demnach umfassend dekontaminiert.
Um den Betrieb wird eine Schutzzone in einem Radius von drei Kilometern sowie eine Überwachungszone im Radius von zehn Kilometern eingerichtet. Dort gilt unter anderem ein Beförderungsverbot oder eine Stallpflicht für Geflügel, schreibt das Ministerium.
Können Menschen an der Vogelgrippe erkranken?
Eine Übertragung der Vogelgrippe-Viren auf den Menschen ist nicht so leicht möglich. Erkrankt der Mensch dennoch an der Vogelgrippe, spricht die Medizin von einer zoonotischen Influenza. In Deutschland gibt es bislang allerdings laut Robert Koch-Institut noch keinen Fall von Vogelgrippe beim Menschen zu verzeichnen. Denn dazu bräuchte es einen intensiven Kontakt mit infiziertem Geflügel oder den Verzehr von ungenügend erhitzten verseuchten Lebensmitteln, schreibt auch das FLI. In den USA haben sich in der Vergangenheit Mitarbeiter von Geflügelbetrieben infiziert.
Kann das Virus auch für andere Tiere gefährlich werden?
Das Virus H5N1 befällt seit Jahrzehnten verstärkt Vögel – zunächst in Asien, inzwischen nahezu weltweit. Auch Säugetiere erkrankten daran. So infizierten sich in den USA auch zahlreiche Rinder mit dem Virus. Untersuchungen von Milchviehbeständen in Deutschland durch die Bundesländer und das FLI ergaben allerdings bisher keine Hinweise auf H5N1-Infektionen von Milchkühen in Deutschland.
Können sich Menschen über Geflügelprodukte infizieren?
Dem Bundesinstitut für Risikobewertung liegen bisher keine Daten vor, die belegen, dass sich Menschen über Lebensmittel mit dem Vogelgrippe-Virus infiziert hätten und erkrankt wären. Da das Virus empfindlich gegenüber hohen Temperaturen sei, seien bei gut durcherhitzten Lebensmitteln gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht zu erwarten. Geflügelfleisch soll also keine rote oder rosa Farbe mehr haben und es soll kein roter Fleischsaft austreten. Eier sollten vor dem Verzehr gekocht werden, bis Eiweiß und Eigelb fest sind, wie es vom Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin hieß.
Gibt es Impfstoffe gegen die Vogelgrippe?
Solche Impfungen waren innerhalb der EU lange nicht zugelassen. Nach Angaben des FLI gibt es aber Impfstoffe für Geflügel, die insbesondere in Frankreich mit einer Sondergenehmigung bei Enten und Gänsen schon zum Einsatz kommen. Die Impfung von Geflügel sei allerdings mit umfangreichen Überwachungsmaßnahmen verbunden und eigne sich daher aus Sicht des FLI nur für bestimmte Geflügelarten, Enten und Gänse in Freilandhaltung etwa oder für Zoovögel. Ungeeignet sei sie für die Masthähnchenproduktion.
Für den Menschen gibt es zwar nach Angaben des FLI Impfstoffe, die auch einen Schutz gegen das derzeit zirkulierende H5N1-Virus bieten könnten. Die Bundesregierung hat nach Angaben vom vergangenen Dezember bisher allerdings keine Impfstoffe gegen die Vogelgrippe zentral beschafft. Das geschehe nur „im Falle einer bestehenden oder drohenden bedrohlichen übertragbaren Krankheit“, erklärte das Gesundheitsministerium. Das Risiko für die allgemeine Bevölkerung schätzte die Europäische Seuchenschutzbehörde ECDC zuletzt als gering ein.










