Mit einer engelsgleichen Stimme singt Lily Allen auf ihrem neuen Album „West End Girl“ von den schlimmsten Dingen, die ihr in der Liebe widerfahren sind. Eine Abrechnung mit ihrem Ex-Mann.
„Mir ist das peinlich, ich schäme mich“, singt Lily Allen in ihrem Song „Beg For Me“ und fragt sich dann, warum ihr Fremdgänger-Ehemann nicht um sie gebettelt hat. „West End Girl“ heißt ihr neues Album und ist das Werk einer Frau, die ihr Herz und ihr Privatleben auf den Präsentierteller der Musikwelt legt. Sie spricht aus, was sie 2024 fühlte, als sie herausfand, dass ihr Noch-Ehemann David Harbour sie offenbar über drei Jahre lang betrogen hat.
In den Songs ihres neuen Albums verarbeitet die britische Sängerin, die Mitte der 2000er Jahre bekannt wurde, brutal ehrlich ihre Trennung. Sie erzählt von unsicheren Momenten, als sie noch nicht ahnte, was in ihrer Beziehung vor sich ging. In einem Song fragt sie etwa: „Wer zur Hölle ist Madeline?“ und schildert im darauffolgenden Lied „Madeline“, wie sie die Frau, die eine Affäre mit ihrem Mann hatte, aufsuchte und ausfragte. Allen gewährt Einblicke in ihre Gefühlswelt und packt schonungslos über ihre Ehe aus.
Mit dem „Stranger Things“-StarDavid Harbour ist sie seit 2020 verheiratet, doch wie bereits vor dem Album bekannt wurde, soll dieser eine Affäre mit einer jüngeren Kostümbildnerin gehabt haben. Harbour hatte ein Haus in Atlanta, war so näher am Set von „Stranger Things“. Allen blieb hingegen mit ihren Kindern aus erster Ehe in London.
Lily Allens Mann wollte eine offene Ehe
Durch das neue Album erfahren wir nun, dass Harbour Allen aufgrund der Fernbeziehung offenbar um eine offene Ehe gebeten hat. Allen hatte Angst, ihren Ehemann zu verlieren, und ließ sich darauf ein – jedoch unter klar festgelegten Bedingungen: Erstens mussten die Affären diskret bleiben und ausschließlich in Hotels stattfinden, zweitens sollten finanzielle Transaktionen eine Rolle spielen – ein Hinweis auf die Einbeziehung von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern – und drittens durften die Begegnungen nur mit fremden Personen erfolgen, zu denen keine emotionale Bindung bestand. Der Song „Madeline“ macht klar: Harbour brach die Regeln offenbar.
In dem Song „Pussy Palace“ singt Lily Allen ironisch darüber, dass sie nicht wusste, dass es sich bei Harbours Zweitwohnsitz um einen „Pussy-Palast“ handelt, sondern dachte, es sei ein „Dojo“, und fragt spöttisch, ob sie es mit einem Sexsüchtigen zu tun hat. Die Trennung gab die Sängerin Anfang 2025 bekannt, ob die Scheidung eingereicht wurde, ist bisher nicht bekannt.
In ihrem Podcast spricht Allen offen darüber, wie sehr sie das Thema Untreue, Älterwerden und die gesellschaftliche Wahrnehmung von Frauen beschäftigt. Sie beschreibt, dass das Verhalten ihres Partners Teil eines größeren Problems sei – Männer schenkten häufig jüngeren Frauen mehr Aufmerksamkeit, und ältere Frauen fühlten sich dadurch abgewertet.
„Warum kannst du nicht warten, bis ich nach Hause komme? Dieses Gespräch ist zu wichtig für ein Telefonat. Ich habe die ganze Nacht gegrübelt und gegrübelt. Hast du sie auf die Lippen geküsst und ihr in die Augen geschaut? Hattest du Spaß? Jetzt, wo es vorbei ist, Baby, sag mir doch, ob ich immer noch deine Nummer eins bin? Denn du bist meine Nummer eins“, heißt es auf dem Album auch. Die 40-Jährige zeigt den Zwiespalt, in dem sich viele Betrogene befinden, zerrissen zwischen Hass, Liebe und Verlustangst.
Im Zwiespalt zwischen Hass, Liebe und Verlustangst
Sie beschreibt, wie es sich anfühlt, am Ende dann doch den eigenen Standards treu zu bleiben und die Liebe zurückzulassen. Trotz ihrer zarten Stimme hört man ihren Schmerz. Einen Schmerz, den viele Menschen nachvollziehen können, den aber viele auch runterschlucken. Lily Allen tut das nicht. Sie singt es raus in die Welt und stellt in „Fruityloop“ klar: „It’s not me, it’s you“ (zu Deutsch: „Ich bin es nicht, du bist es“).
„Du wirst mich nicht lieben, du wirst mich nicht verlassen, du berührst mich nicht, doch bist so bedürftig. Und ich weiß nicht, ob du’s mit Absicht tust – irgendwie machst du es zu meinem Fehler. Du redest ohne Pause, und ich – ich laufe nur schlafwandelnd durchs Leben“, singt sie im Song „Sleepwalking“ und berichtet von den unzähligen Frauen in seinem Bett. „Ich kriege das Bild von ihr nackt nicht aus dem Kopf“, gibt sie auch in „Ruminating“ zu.
Auf „West End Girl“ finden sich 14 Songs, die Allen in nur zehn Tagen geschrieben hat, wie sie sagt. Die Arbeit an dem Album war offenbar psychisch so belastend, dass Allen sich zur stationären Behandlung in eine Klinik begeben musste, berichtet das Musikmagazin „The Circle“.
Doch Lily Allen hat es geschafft, vielen Menschen auf der Welt ein Geschenk zu machen: ein Album, wie eine Therapiegruppe für Betrogene, das den Schmerz auffängt. Denn auch der Promi-Status einer weltweit erfolgreichen Sängerin schützt nicht davor, vom eigenen Mann betrogen und belogen zu werden.
Eine kleine Rache hat Allen darüber hinaus noch in petto: Das Album erscheint pünktlich zum Start der Promotour von „Stranger Things“.










