Mit seinem neuen Film „No Hit Wonder“ zeigt Florian David Fitz einmal mehr, wie nah Komik und Tragik beieinander liegen.
Florian David Fitz (50) versteht es wie kaum ein anderer, ernste Themen mit Leichtigkeit und Humor zu erzählen – und sie so einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Schon in früheren Werken wie „Vincent will Meer“ (2010), „Der geilste Tag“ (2016) oder „Oskars Kleid“ (2022) zeigte er, dass sich Tiefgang und Witz nicht ausschließen müssen.
Auch in seinem neuen Film „No Hit Wonder“, der am 30. Oktober in den Kinos startet, führt er diesen Ansatz fort. Die Geschichte dreht sich um einen Mann, der nach einem Suizidversuch eine ungewöhnliche Reise zu sich selbst beginnt – in einer Pflegeeinrichtung, in der Musik zur Quelle von Heilung und Lebensfreude wird. „Ich wollte herausfinden, ob Singen tatsächlich glücklich macht“, erklärt Florian David Fitz im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Der Schauspieler schrieb nicht nur das Drehbuch, sondern übernahm auch die Hauptrolle: „Ein Mann, der Musik hasst, Menschen meidet, ein bestimmtes Lied nie wieder hören will – und mit allem abschließen möchte.“
Lieber Herr Fitz, was ist Ihr persönliches Lieblings-One-Hit-Wonder?
Florian David Fitz (lacht): Ich war damals in den 80ern großer Fan von Sam Browns „Stop“. Das habe ich hoch und runter gehört. Das kennen aber heute nur noch Leute aus den 80ern.
Sie haben in „No Hit Wonder“ nicht nur die Hauptrolle übernommen, sondern auch das Drehbuch geschrieben. Was hat Sie zu dieser Geschichte inspiriert?
Fitz: Ich wollte herausfinden, ob Singen tatsächlich glücklich macht. Aus dieser simplen Frage entstand die Idee. Doch eine Idee ist noch kein Film. Ich musste mir also überlegen, welche Geschichte dahinter stecken könnte und warum sie für uns heute relevant ist. Was ist es, was beim Singen passiert – vor allem beim gemeinsamen Singen? Warum macht es die Menschen glücklicher? Beim Nachdenken wurde mir klar, dass gemeinsames Singen Menschen verbindet und etwas heilt, das in unserer Zeit oft verloren geht: das Miteinander. Also was fehlt? Daraus kam dann irgendwie das eigentliche Thema: Einsamkeit.
Sie sprechen von der gesellschaftlichen Relevanz des Films – zugleich übt „No Hit Wonder“ auch Kritik am deutschen Pflegesystem. Was müsste sich Ihrer Ansicht nach in diesem System grundlegend verändern?
Fitz: Boah, also das ist eine große Frage und wie ich finde, sehr, sehr schwer zu beantworten, weil Pflege enorm aufwendig ist. Ab einem bestimmten Pflegegrad braucht ein Mensch eigentlich mehrere Personen, die sich ausschließlich um ihn kümmern. Da sollte man die Kirche im Dorf lassen, wenn man fordert, das müsse doch irgendwie machbar sein. Es ist nicht leicht, das zu stemmen – auch finanziell nicht. Natürlich ist es gut, dass die Menschen in diesem Bereich inzwischen etwas besser verdienen, aber das Grundproblem bleibt bestehen. Ich weiß nicht, wie wir das mit dem Geld wirklich lösen sollen. Und jetzt sage ich wahrscheinlich etwas Eigenartiges. Ich glaube, das ist ein Feld, in dem uns die KI helfen kann.
Inwiefern?
Fitz: Ich glaube, dass künstliche Intelligenz uns das Leben im Alter wirklich erleichtern kann. Wenn ich mir vorstelle, selbst alt und gebrechlich zu sein, fände ich es hilfreich, eine KI oder einen Roboter zu haben, der mich im Alltag unterstützt – beim Aufstehen, beim Gehen, sogar beim Gang zur Toilette. So könnte ich selbstständiger leben, ohne ständig auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen zu sein oder mich bedanken zu müssen, weil jemand mich hebt oder fährt. Ein solcher Roboter könnte mir auch vorlesen oder einfach Gesellschaft leisten – ähnlich wie ein Haustier. Das würde viele körperlich belastende Aufgaben abnehmen und die Pflegekräfte entlasten. Die Begegnungen mit Menschen hätten dann eine andere Qualität, weil sie nicht mehr nur funktional wären. Ich könnte selbst bestimmen, solange ich dazu in der Lage bin. Aber klar, das ist im Moment noch eine Utopie. Und wir sehen diese Zukunft nur, wenn uns die KI nicht vorher abmurkst. (lacht)
Im Film spielt Musik eine zentrale Rolle – die Patientinnen und Patienten finden durchs Singen zu neuer Lebensfreude. Was hilft Ihnen persönlich, wenn Sie mal schlechte Laune haben?
Fitz: Also wenn ich schlechte Laune habe, kann ich nur jedem empfehlen, Sport zu machen. Etwas Körperliches machen. Egal ob Training, Joggen oder irgendetwas anderes – Hauptsache, man kommt in Bewegung. Mein Tipp also: Wenn du schlechte Laune hast, mach etwas.
Im Film geht es auch um das Thema Vermächtnis: Daniel sucht nach seinem Suizidversuch im Netz nach Spuren seiner selbst. Wie wünschen Sie sich, dass man sich eines Tages an Sie erinnert?
Fitz: Naja. Es ist doch so. In drei Generationen weiß vermutlich niemand mehr, wer selbst die berühmtesten Menschen heutzutage waren – und irgendwann nach genügend Generationen nicht mal mehr, wer Mozart war. Alles vergeht. Das rückt die eigene Bedeutung ins richtige Verhältnis. Mein Vermächtnis? Puh. Vielleicht einfach der Versuch, die Welt nicht hässlicher zu machen.
Der Film greift ernste Themen auf, verpackt sie aber in Humor. Halten Sie die Komödie für das geeignetere Genre, um solche Themen dem Publikum nahezubringen?
Fitz: Ja! Ja, absolut. Seit ich Filme mache, bekomme ich genau diese Frage. Vielleicht ist es ein deutsches Phänomen, dass wir Komödie und Tragödie als Gegensätze sehen. Das gehört doch zusammen. Komödie ist doch unsere einzige Waffe gegen die Zumutungen des Schicksals. Was haben wir denn sonst? Also ich verstehe den Widerspruch nicht.
Fällt es Ihnen als Autor schwer, die richtige Balance zu finden – also Momente zu schaffen, die das Publikum zum Lachen bringen, ohne dabei die Nachdenklichkeit zu verlieren?
Fitz: Ja, leicht ist es nicht – aber genau das ist das Schöne daran. Jeder hat ein anderes Empfinden dafür, wie viel Komödie eine Geschichte verträgt. Im echten Leben ist es ja ähnlich: Wenn man es schafft, sich ein bisschen Humor zu bewahren, kommt man besser durchs Leben.
Was wünschen Sie sich, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer aus „No Hit Wonder“ für sich mitnehmen?
Fitz: Na erstmal freue ich mich, wenn sie reingehen. Ich glaube, dass wir es ihnen wirklich leicht machen mit der Musik. Sie werden lachen und weinen. Und wenn sie am Ende etwas mitnehmen, und davon bin ich überzeugt, dann bin ich glücklich.










