Gesundheit: Barmer beklagt zu wenige HPV-Impfungen

Humane Papillomviren (HPV) können beispielsweise Gebärmutterhalskrebs verursachen. Gegen HPV gibt es zwar eine Impfung, die bekommen laut der Krankenkasse aber zu wenige Jungen und Mädchen.

Kinder und Jugendliche in Rheinland-Pfalz sind nach Einschätzung der Barmer zu selten gegen potenziell Krebs verursachende Humane Papillomviren (HPV) geimpft. Wie aus einer Auswertung für den jüngsten Arzneimittelreport der Krankenkasse hervorgeht, lag der Anteil der Mädchen mit 17 Jahren mit vollem Impfschutz 2022 in Rheinland-Pfalz bei knapp 65 Prozent.

Rund 20 Prozent seien gar nicht geimpft, weitere 15 Prozent hätten keinen vollständigen Impfschutz, wie die Hauptgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, Dunja Kleis, erklärte. 

Für Jungen und junge Männer wird eine solche Impfung laut Barmer erst seit 2018 empfohlen. Das erkläre zum Teil auch die in dieser Gruppe bisher noch geringeren Impfquoten. So sind laut den Barmer-Daten in Rheinland-Pfalz 2022 nur knapp 23 Prozent der Jungen mit 13 Jahren komplett geimpft gewesen, knapp 64 Prozent gar nicht, der Rest unvollständig. Sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen sei die Zahl der Impfungen pro 100 Kinder beziehungsweise junge Erwachsene im Alter von neun bis 26 Jahren zuletzt sogar zurückgegangen. 

Impfung vor Aufnahme sexueller Kontakte sinnvoll

Humane Papillomviren werden vor allem sexuell übertragen und können unter anderem Gebärmutterhalskrebs hervorrufen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung für Mädchen und Jungen von 9 bis 14 Jahren, möglichst vor der Aufnahme sexueller Kontakte. Ein Impfschutz wird nach zwei Impfdosen erreicht. Ist eine Impfung bis dahin nicht erfolgt, rät die Stiko, diese bis zum Alter von 17 Jahren nachzuholen – dann mit drei Dosen. 

Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) erkranken in Deutschland im Jahr über 6.000 Frauen und rund 1.600 Männer an HPV-bedingtem Krebs. Bei Männern kann das etwa Krebs im Mund-, Rachen-, Genital- und Analbereich sein. Die Impfung kann im großen Umfang davor schützen.

Fast 100 tote Frauen in einem Jahr

Die Barmer verweist auf Daten des Krebsregisters Rheinland-Pfalz, wonach im Land im Jahr 2020 insgesamt 95 Frauen an Gebärmutterhalskrebs gestorben und 156 neu erkrankt seien. Auch wenn die Erkrankungszahlen bei Männern geringer seien, sei auch für die eine Impfung wichtig, da sie häufig Überträger von HPV seien.

Als Gründe für die niedrigen Impfquoten führte die Barmer unter anderem zu wenige Informationen über HPV bei Eltern und Jugendlichen an oder Angst vor Nebenwirkungen der Impfung. Eine weitere Ursache dürfte der Krankenkasse zufolge sein, dass es keinen eindeutig definierten Termin für eine HPV-Impfung gebe. Sinnvoll wäre eine neue U10-Vorsorgeuntersuchung, bei der eine HPV-Aufklärung ein wichtiger Teil sein könne, sagte Kleis.