Robbie Williams: Skorbut: So gefährlich kann ein Vitamin-C-Mangel sein

Dass ein Star wie Robbie Williams an Skorbut erkrankt, zeigt, dass es auch in reichen Gesellschaften zu schweren Formen von Mangelernährung kommen kann.

Es überrascht niemanden, dass Popstars meist nicht sonderlich gesund leben. Doch die Diagnose Skorbut, die Ärzte Robbie Williams gestellt haben, wie er in einem Interview verriet, erscheint dann doch ungewöhnlich. Verursacht wird die Krankheit durch einen schweren Mangel an Ascorbinsäure, besser bekannt als Vitamin C. Der wiederum ist eine Folge langanhaltender Unter- oder Fehlernährung, die in wohlhabenden Ländern eigentlich vermeidbar sein sollte.

Robbie Williams: Appetitzügler können Mangelernährung begünstigen

Vitamin C spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung von Kollagen, einem Strukturprotein, das Knochen, Gelenken, Haut und Gewebe Halt verleiht. Zu den häufigsten Symptomen eines Vitamin-C-Mangels gehören Müdigkeit, Depression und Bindegewebsschäden, etwa Rötungen, Blutungen sowie verzögerte Wundheilung.

Robbie Williams sagt, seine Mangelernährung sei auch die Folge von Appetitzüglern gewesen, die er eingenommen habe. Skorbut tritt erst nach mehreren Monaten der Mangelernährung auf. 

Gefürchtet war die Erkrankung einst unter Seeleuten, die monatelang auf den Weltmeeren segelten und sich von Schiffszwieback und gepökelten Fleisch ernährten. Die typischen Symptome sind kleine Blutergüsse unter der Haut, das Zahnfleisch schwillt an und entzündet sich, sodass die Zähne ausfallen, die Betroffenen leiden unter Blutmangel (Anämie), sie werden immer kraftloser und können an der Erkrankung sogar sterben.

Orangen und Zitronen heilen Skorbut

Als der portugiesische Entdecker Vasco de Gama 1497-1499 das Kap der Guten Hoffnung umsegelte, starb die Hälfte seiner Mannschaft an Skorbut. 

Auch der englische König Heinrich VIII (1491-1547) fiel wohl der Krankheit zum Opfer, trotz seines Reichtums und all des Überflusses, in dem er lebte. Heinrich ernährte sich jedoch fast nur von Geflügel und Fleisch, Obst lehnte er ab, weil er fürchtete, dass es ungesund sei. Der König wurde in seinen letzten Lebensjahren extrem dick, hatte purpurne Körperflecken und nicht heilende Geschwüre an den Beinen. 

Die Entdeckung eines geeigneten Medikamentes gegen die schreckliche Krankheit verdankt die Welt dem schottischen Schiffsarzt James Lind. Er führte auf einer Reise 1746/1747 ein Experiment durch: Einige an Skorbut erkrankte Seeleute bekamen die normale Kost, andere verschiedene „Nahrungsergänzungsmittel“, etwa Apfelwein, verdünnte Schwefelsäure, Seewasser, zwei Orangen und eine Zitrone, eine Paste aus Senfkörnern, Knoblauch und verschiedenen Baumharzen.  

Das Experiment lieferte klare Ergebnisse. Nur die Seeleute, die Zitrusfrüchte erhalten hatten, wurden schnell wieder gesund. Doch seine bahnbrechende Entdeckung bliebt weitgehend unbeachtet. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte man, dass ein Vitamin-C-Mangel die molekulare Ursache von Skorbut ist.

Fünf Portionen Obst und Gemüse täglich

Eigentlich lässt sich ein Vitamin-C-Mangel über eine ausgewogene Ernährung gut vermeiden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Erwachsene täglich etwa 100 Milligramm Vitamin C. Bereits mit zwei Orangen täglich ist der Bedarf gedeckt. Schwangere, Stillende und Raucher benötigen etwas mehr Vitamin C.

Zu den Hauptlieferanten von Vitamin C gehören neben Orangen auch Grapefruits und Zitronen. Aber auch Schwarze Johannisbeeren, rote Paprika, Rosenkohl, Blumenkohl, Brokkoli, Erdbeeren, Himbeeren, Tomaten und Kartoffeln enthalten Vitamin C. Mit fünf Portionen Obst und Gemüse täglich ist man gut versorgt.