Schaumwein-Jubiläum: Elegant und praktisch – Piccolo gefällt seit Generationen

Die deutschen Sektkellereien sprechen „von einem Klassiker, der Genuss, Lebensfreude und Praktikabilität verbindet“: Das 0,2-Liter-Sekt-Fläschchen wird 90 Jahre alt.

Zum Anstoßen für Zwei, für unterwegs oder als kleines Mitbringsel: Die 0,2-Flaschen sind im Land der Sekt-Liebhaber in unterschiedlichen Situationen beliebt. Mal feierlich, mal lässig, oft einfach praktisch. Lange galt ein „Piccolöchen“ für manche auch als gutes Mittel, um den Kreislauf zu beleben. 

„Pikkolo“ wurde vor 90 Jahren markenrechtlich geschützt

Die Idee zu der Mini-Sektflasche hatte vor 90 Jahren Karl Henkell, der Enkel des Firmengründers Adam Henkell. „Inspiriert vom italienischen Wort „piccolo“ für „klein“ gab Henkell seiner Erfindung den eingedeutschten Namen „Pikkolo“ und ließ die Bezeichnung markenrechtlich schützen“, berichtet das Unternehmen, das heute Henkell Freixenet ist. Am 2. November 1935 sei der Name im Markenregister eingetragen worden – und wurde „zum Synonym der Kategorie“. 

Im Zeichen der Internationalisierung kehrte Henkell zur italienischen Schreibweise Piccolo zurück, wie es bei dem Unternehmen heißt. Seit 2014 findet sich das Doppel-c anstelle des Doppel-k auf dem Etikett, zunächst ganz dezent.

Beliebt ist die 200 Milliliter-Flasche bis heute. Eine Reihe von Herstellern bietet sie inzwischen an, auch die Varianten nehmen zu, darunter auch Rosé und alkoholfrei. Und längst gibt es den Piccolo auch im Dreier- oder Fünferpack – etwa fürs Handgepäck beim Mädelsausflug, wie eine Henkell-Sprecherin sagt. 

0,2-Liter-Flasche oft mit Schraubverschluss 

Viele der kleinen Sektfläschchen haben einen Schraubverschluss, auch das macht sie für unterwegs attraktiv. Weil der Innendruck geringer ist als in den klassischen 0,75-Flaschen seien Agraffe, das Drahtgeflecht um den Korken, und Folienummantlung nicht notwendig, erläutert dies der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Sektkellereien, Alexander Tacer. 

Piccolo war eine kostengünstige Neuheit 

Die Einführung des Piccolos von Henkell sei eine „unverkennbare Neuheit gewesen“, sagt Tacer. „Die neue Kleinflasche galt als kostengünstige Option zur großen Sektflasche.“ Um 1900 sei die Viertelflasche (0,25) noch als sogenannte Quart-Flasche ausschließlich in Apotheken und Krankenhäusern für medizinische Zwecke verwendet worden. 

Nach 1945 habe Karl Henkell den Verkauf der kleinen Flasche gezielt gefördert, heißt es beim Unternehmen. „In einer Zeit, in der die finanziellen Mittel vieler Haushalte begrenzt waren, stellte der Piccolo eine erschwingliche Alternative dar.“ In den frühen 1950er Jahren war die kleine Sektflasche der größte Umsatztreiber. 1965 habe Piccolo für rund 30 Prozent des gesamten Flaschenabsatzes von Henkell gestanden. 

Tacer: Die Piccoloflasche verkörpert Lebensfreude und Spontaneität

„Die Mini-Sektflasche wird als elegant und praktisch wahrgenommen und ist eng mit der deutschen Sektkultur verbunden“, sagt Tacer. „Symbolisch verkörpert die Piccolo-Flasche Lebensfreude und ungezwungene Spontaneität, womit sie sich perfekt als Aperitif eignet.“ 

Andere Sekthersteller haben auch 0,2-Liter-Flaschen im Angebot 

„Kleinflaschen werden vor allem für den Genuss unterwegs gekauft“, sagt die Leiterin der Marktforschungsabteilung bei Rotkäppchen-Mumm, Claudia Burgdorf. „In der Kühlung platziert, sind sie für spontane Treffen im Park oder für einen kleinen, sommerlichen Spaziergang der perfekte Begleiter.“ Die 200 Milliliter-Flasche sei besondere bei jüngeren Zielgruppen sehr beliebt. Auch das 0,33 Liter-Format sei in der sogenannten GenZ – junge Menschen über 18 Jahre – für den Genuss unterwegs sehr gefragt.

In den vergangenen 20 Jahren haben sich die Mini-0,2-Liter-Flaschen Tacer zufolge am Markt behauptet, in den letzten Jahren sogar etwas an Beleibtheit gewonnen. Sie machen etwa 12 bis 13 Prozent des Absatzes aus. Das entsprach 2023 rund 140 Millionen Piccolo-Flaschen.