Klarna will sich stärker vom Geschäft mit Online-Zahlungen lösen und bietet Nutzern gegen Gebühr jetzt auch Versicherungen und Zeitschriften an. Verbraucherschützer üben Kritik.
Hinweise auf öffentliche Testläufe gab es bereits im Frühjahr, jetzt ist das Angebot offiziell: Der Bezahldienstleister Klarna bietet in Deutschland ab sofort kostenpflichtige Abonnements an. Gegen Gebühr erhalten Nutzer Zugriff auf verschiedene Zusatzleistungen, die sonst oft Kreditkarten vorbehalten sind.
Das Angebot umfasst zwei Modelle: Klarna Premium für 17,99 Euro im Monat und Klarna Max für 44,99 Euro. Beide Varianten kombinieren nach Angaben des Unternehmens Cashback-Zahlungen, Reiseversicherungen und digitale Abos. So können Mitglieder etwa Zeitschriften wie „Welt“ oder „Vogue“, die Meditations-App Headspace und den Fitnessdienst Classpass nutzen.
Klarna-Abo: abgeschaut bei der Konkurrenz
Das teurere Max-Abo beinhaltet zudem unbegrenzten Zugang zu Flughafen-Lounges sowie eine erweiterte Reise- und Mietwagenversicherung. In beiden Abos enthalten ist eine Metallkarte, die zum Bezahlen verwendet werden kann. Die Guthaben werden leicht verzinst, zum üblichen Zinssatz bei Klarna von 1,75 Prozent gibt es zusätzlich 0,2 Prozent beim Premium-Abo oder 0,5 Prozent beim Max-Abo. Beim Einkauf über das Konto werden zusätzlich Cashback-Gutschriften ausgezahlt. In den USA ist das Angebot bereits seit vergangenem Jahr verfügbar. Nach Angaben des Unternehmens gibt es dort rund eine Million aktive Abonnenten.
Mit den neuen Mitgliedschaften will Klarna eine Alternative zu klassischen Kreditkartenprogrammen schaffen. „Für Premium-Vorteile sollte niemand teure Kredite aufnehmen müssen“, sagt Marketingchef David Sandström. Abgeschaut haben dürfte sich Klarna das Angebot von der Konkurrenz: Neobanken wie Revolut oder N26 bieten Mitgliedschaften zu ähnlichen Konditionen schon länger erfolgreich an.
Wertvolle Nutzerdaten für Klarna
Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg sieht in den Abos den Versuch von Klarna, Nutzer stärker an die eigene Plattform zu binden. „Es geht darum, noch mehr Daten über Konsumverhalten, Aufenthaltsorte und Vorlieben zu sammeln“, sagt Nauhauser. „Verbraucher zahlen also für die angebotenen Leistungen nicht nur als Kunden, sondern auch mit ihren Daten.“
Positiver beurteilt Branchenexperte Georg Hauer die Abonnements. „Es ist ein intelligenter Schritt von Klarna, den Umsatz stärker auf wiederkehrende Einnahmen umzustellen“, erklärt Hauer. Das passe auch zu den Erwartungen von Aktionären, die nach dem jüngsten Börsengang auf stabilere Erträge setzen dürften. Bislang ist Klarna vor allem für seine Ratenkredite und Rechnungskäufe bekannt. Das Geschäft wächst, ist für das Unternehmen jedoch mit Ausfallrisiken verbunden.
„Klarna versucht deshalb stark auf den Bankenmarkt vorzudrängen und sich selbst als klassische Digitalbank zu positionieren“, sagt Hauer. Neben einem Girokonto bietet Klarna seinen Kunden mittlerweile etwa auch Kreditkarten und Festgeldanlagen an. „Wirklich erfolgreich waren die Angebote aber bisher nicht“, so Hauer. Das könne sich mit den Abos nun ändern.










