Im Frühjahr wurde es laut bei der Bildungsmesse Didacta – hunderte hatten sich zum Protest gegen die AfD versammelt. Nun zogen die Veranstalter Konsequenzen.
Bei der kommenden Bildungsmesse Didacta im März 2026 sind politische Parteien nicht mehr als Aussteller zugelassen. Das bestätigte der Didacta-Verband auf Anfrage von stern und RTL. Mit der neuen Regelung reagieren die Veranstalter auf die heftigen Kontroversen rund um die vergangene Messe. Zu Beginn gab es massive Proteste gegen einen AfD-Stand in den Messehallen. Zahlreiche Verbände und Gewerkschaften, Schüler- und Elternvertretungen hatten bereits im Vorfeld kritisiert, dass eine Messe mit dem Leitspruch „Demokratie braucht Bildung – Bildung braucht Demokratie“ einer Partei wie der AfD keine Plattform bieten solle. Auch Boykottaufrufe wurden damals laut.
Auch alle anderen politischen Parteien sind durch die neue Regelung von der Didacta ausgeschlossen. Die Messe soll künftig wieder stärker auf Bildung, Pädagogik und gesellschaftlichen Austausch ausgerichtet sein. Bildungsorganisationen, Gewerkschaften, öffentliche Institutionen und Unternehmen dürfen weiterhin teilnehmen – sofern deren Präsentation und Auftritt bei der Messe mit den Leitlinien der Didacta vereinbar sind.
Proteste gegen AfD auf Bildungsmesse Didacta
Am Eröffnungstag der vergangenen Bildungsmesse hatten sich dort Hunderte versammelt und das Lied „Wehrt euch, leistet Widerstand gegen den Faschismus hier im Land“ gesungen. Im Verlauf der Didacta organisierten die Protestierenden weitere Aktionen: Um 12 Uhr wurde täglich vor dem Stand der AfD protestiert, am letzten Messetag schlossen sich unter anderem Greenpeace, Amnesty International und Teachers for Future einer gemeinsamen Schlussaktion an.
Inmitten dieser Proteste setzte die Bildungsaktivistin Marina Weisband ein politisches Zeichen: Sie lehnte den Didacta-Bildungspreis ab. Weisband begründete ihren Schritt damit, die Ehrung wirke „wie ein Deckmantel der Normalität für einen ungeheuerlichen Vorgang“.
Der Beschluss der Didacta fällt in eine Zeit, in der rechtsextremistische Vorfälle an Schulen massiv zunehmen. Im Rahmen einer crossmedialen Großrecherche haben stern und RTL aktuelle bundesweite Zahlen ausgewertet. Demnach hat sich die Lage vor allem im vergangenen Jahr verschärft.
In Niedersachsen stieg die Zahl der Vorfälle von 140 im Jahr 2023 auf 305 im Jahr 2024, in Nordrhein-Westfalen im selben Zeitraum von 277 auf 452 (inklusive Hochschulen), in Sachsen-Anhalt von 74 auf 192. Tatsächlich dürfte das Problem noch größer sein. Das legen die Zahlen mancher Schulämter nahe, die das Rechercheteam ausgewertet hat. In Brandenburg etwa erfassten die Ämter im vergangenen Jahr 605 Vorfälle, die eingestuft wurden als fremdenfeindlich oder rechtsextremistisch. Der Polizei Brandenburg aber wurden nur 336 Straftaten gemeldet.










